Die Glocken
Die Glocken in der Nikolaikirche
Das ehrwürdige mittelalterliche Geläut im ebenso alten Glockenstuhl der Siegener Nikolaikirche findet seinesgleichen in Westfalen nur noch im Herforder Münster.
Sechs Glocken hängen im Turm:
Eine, die „Stunden– oder Uhrglocke“ in der sogenannten „Laterne“ unter dem Krönchen, die übrigen im Glockenstuhl.
Sieht man von der erst 1947 hinzugekommenen Jung-Stilling-Glocke ab, so ist die Stundenglocke in der Laterne die jüngste. Sie kam „erst“ 1463 auf den Turm — wohl zusammen mit der ersten Uhr von Nikolai.
Ihre Beschriftung enthält die Jahreszahl 1463 neben dem alten Pilgerzeichen.
Viermal so oft wie die Stundenglocke ist die älteste und kleinste der alten Glocken (236 kg) zu hören. Sie schlägt die Viertelstunden und stammt aus der Zeit um 1300. „Zeichenglocke“ wird sie genannt.
Im Alter folgt ihr die größte und tiefste Glocke
nach (1.970 kg). 1335 wurde sie in Köln gegossen.
Sie wurde die „Sturmglocke“ genannt.
Ebenfalls im 14. Jahrhundert entstand die zweitgrößte Glocke, die „Mittagsglocke“ (1.808 kg). Heute läutet sie nicht mehr zum Mittag, sondern ruft zusammen mit den anderen Glocken zum Gottesdienst.
Dagegen ist die „Frühmeß– oder Abendglocke“ (737 kg) jeden Abend um 19 Uhr zu hören. Sie stammt, wie die Umschrift zeigt, aus dem Jahr 1408.
Die jüngste Glocke von 1947 nimmt nach ihrer Größe den dritten Platz ein. Sie wurde durch Gebr. Rincker gegossen und ist mit Bedacht dem berühmten Siegerländer
Johann Heinrich Jung genannt Stilling (1740 – 1817) gwidmet. Jeden Tag um 7 und um 12 Uhr ruft die „Jung-Stilling-Glocke“ nicht nur die „Stillen im Lande“ zum Gebet.
Zu welchem Anlass des Kirchenjahres oder Gottesdienstes die Glocken des weiteren läuten, geht aus der Läuteordnung hervor, die an den Westwänden der Seitenschiffe nahe den Seiteneingängen aufgehängt ist.
Text aus: Dr. theol. Hermann Eberhardt: Die Nikolaikirche zu Siegen. Ihre Geschichte und was es an ihr und in ihr zu sehen gibt. Siegen 1996.
Fotos: Stefan König